08/08/2024 0 Kommentare
Pilgerfreunde durchqueren die „Grande Nation“
Pilgerfreunde durchqueren die „Grande Nation“
# Pilgern

Pilgerfreunde durchqueren die „Grande Nation“
Es berichten: Renate John, Christian Fuchs und Karl Hofstätter
Die diesjährige Pilgertour auf dem historischen Jakobsweg „Via Podiensis“ in Frankreich war für die 10 Pilgerfreunde der Stiftskirchengemeinde Diez etwas ganz Besonderes. Am Etappenziel in Saint-Jean-Pied-de-Port wird der harte Kern der Gruppe, der seit dem Jahr 2007 in Etappen couragiert unterwegs ist, den Lahn Camino und den Mosel Camino bewältigt und Frankreich einmal durchquert haben. Das sind fast, einige Irrwege großzügig eingerechnet, stolze 2000 Pilgerkilometer. Voller Vorfreude und hoch motiviert wagten die drei Pilger und sieben Pilgerinnen ein neues Abenteuer auf dem Jakobsweg ab der Pilgerstadt Lectoure.

Auch in diesem Jahr ging es wieder bergauf und bergab bei teils hochsommerlichen Temperaturen. Und immer wieder in der Ferne der beeindruckende Blick auf die nahenden, schneebedeckten Pyrenäen. Alles hatte die Gruppe unter den Füßen, von Asphalt, über Schotter und Gestein, uralte Steinbrücken, schmale Wiesenpfade und auch schattige Waldwege. Das Landschaftsbild war geprägt von riesigen Feldern mit goldgelben Sonnenblumen soweit das Auge reicht, großen Rebgärten, abgeernteten Feldern, auf denen noch die riesigen Strohballen auf ihre Abholung warteten.

Landwirtschaft wird auch hier in Form von Rinderzucht betrieben. Hoch auf den Berghöhen grasten die Kühe und erinnerten unweigerlich an das Allgäu. Die vielen malerischen Grüntöne weit über Täler und Berge hinweg faszinierten immer wieder und beflügelten die innere Ruhe der Pilgergruppe. Historische Kirchen und alte Kapellen säumten den Weg und luden zur Abkühlung und zur Reflexion ein. Oft wurde hier ein Impuls vorgetragen und gemeinsam ein Lied gesungen oder sich an den Händen haltend gebetet. Viele kleine Weiler und unscheinbare Gehöfte wurden passiert und romantische Flüsse überquert. Das Baskenland wurde erreicht, erkennbar an den zweisprachigen Straßenschildern, baskisch und französisch und den weiß getünchten Häusern mit roten Dachziegeln und roten Klappläden. Auch die Region der Gascogne wurde passiert, bekannt durch die Weinbrandherstellung. Hier machte die Gruppe genussvolle Bekanntschaft mit dem berühmten Armagnac, der zum Abendessen gereicht wurde: „Im Abgang rau, raubt die Luft zum Atmen“ (nur der erste, schon beim Zweiten wird es angenehmer). Baskisch folkloristische Vorführungen am Abend mit Tanzdarbietung in einer Unterkunft, Akkordeonspiel und Gesang des Herbergsvaters rundeten einen anstrengenden Pilgertag ab.
Und es waren wieder die vielen netten und skurrilen Begegnungen, die in Erinnerung bleiben.

Nicht nur, dass man anderen Pilgern behilflich war bei der Wundversorgung der Füße, es wurden auch Medikamente ausgetauscht. Eine junge Frau erkannte uns noch aus dem Vorjahr. Michael, ein Rentner aus Franken, begab sich im Mai 23 auf den Weg und möchte Santiago Mitte September erreichen. Ihn trafen wir bis zu unserem Etappenziel immer wieder. Ein holländisches Ehepaar ist von den Niederlanden aus aufgebrochen und möchte ebenfalls bis Santiago laufen. Eine Mutter mit ihrem Sohn, die eigentlich nur für 10 Tage pilgern wollten, versuchen den Jakobsweg bis zum Ende zu gehen. Ein Muli mit Packtaschen und Solarpanels auf den Rücken, geführt von einem entrückten Spanier auf einem wackligen Elektro-Tretroller trottete gen Santiago. Wenn man sich anfangs auch fremd war, in Saint-Jean-Pied-de-Port trafen wir uns alle freudig wieder.
Der Gang durch das „Tor des Heiligen Jakobus“ über die schmale rue de la Citadelle bis zur Kirche Notre-Dame-du-Pont, wo die Gruppe einen emotionalen Abschiedsimpuls hielt und Kerzen anzündete, war dann für alle die letzte Station in Frankreich. Etwas Wehmut machte sich breit.
Im nächsten Jahr geht es fest entschlossen über die Pyrenäen nach Spanien, rund 800 Km via Santiago de Compostela.

Das sagen die Pilgerfreunde:
Birgit (62):
Die vielen Erlebnisse und Begegnungen in der Fremde sind eine persönliche Bereicherung und bleiben unvergesslich.
Christian(76):
Meine „Tour de France“ auf Schusters Rappen in einem faszinierenden, einzigartigen Land mit allen Eindrücken, die die „Grande Nation“ ausmachen. Unvergesslich.
Hannelore (75):
Mach Dich auf den Weg. Der Weg zeigt, Du sollst ihn gehen.
Irene (73):
Ich habe den Weg mit meinen Mitpilgern genossen. Die Erfahrungen waren ganz Besonders.
Karl (70):
Vom ersten Pilgerschritt an dabei. Überwältigt. Wellness für Körper, Geist und Seele. Der verstorbene Pilgerfreund Marcus stets im Herzen dabei.
Konny (65):
Zur Ruhe kommen, Auszeit vom Alltag, nette Menschen begegnen und eins sein mit Gott und der Natur.
Petra (58):
Es gab viele interessante, intensive und schöne Begegnungen, die noch lange nachwirken und unvergesslich bleiben.
Radegundis (72):
In eine der zahlreichen, uralten Kirchen am Wegesrand treten und eintauchen in die Stille.
Renate (71):
Reduziert auf das Wesentliche, dafür reich an Erfahrungen. Begegnungen und Erlebnisse, die unbeschreiblich sind.
Thomas (56):
Es ist einfach schön, den Weg und die Landschaft in der Gruppe zu erleben und anderen Pilgern zu begegnen. Unvergessen, der Pfarrer, der uns nach der Besuchszeit die Krypta wieder öffnete, damit wir dort, ganz unter uns, eine kleine Andacht halten konnten.
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